Katrins Rucksack
Im Laufe der Zeit sind uns viele Patienten begegnet, die nicht wussten, dass sie die Möglichkeit einer Rehabilitation haben. Das trifft besonders auf Patienten in niedrigen Stadien der Erkrankung Melanom zu.
Wozu überhaupt eine Reha?
Eine Krebsdiagnose muss verarbeitet werden und eine Reha kann dabei helfen, das Leben wieder neu auszurichten und sich an ein Leben mit einer Krebsdiagnose anzupassen. Ziel ist, dass man die körperlichen und psychischen Folgen der Erkrankung lindert und verarbeitet. Manchmal wird von Ärzten sogar aktiv davon abgeraten auf Reha zu fahren, weil man dort auf Patienten treffen könnte, die es ja „viel schlimmer“ erwischt hat. Dazu kann man nur sagen: niemand sollte die individuellen Bedürfnisse eines Menschen in so einer Situation beurteilen oder gar Entscheidungen abnehmen.
Wann ist eine Reha möglich?
Eine Rehabilitation ist möglich mit einem Melanom ab Stadium I.
Jeder Patient sollte das wissen und für sich selbst entscheiden, ob eine Reha hilfreich wäre. Voraussetzungen für eine Reha:
die akute Erstbehandlung muss abgeschlossen sein ( OP, Bestrahlung)
man muss körperlich so belastbar sein, dass man die onkologische Reha antreten kann
es muss die Chance bestehen, dass die Reha die körperlichen, seelischen, beruflichen und sozialen Krankheitsfolgen verbessern kann
Ausführliche Informationen zu Antragstellung, Wahl der Klinik, usw. kann dir der Sozialdienst deines Tumorzentrums geben.
Infos im Netz findest z.B. hier: https://www.rehakliniken.de/krankheiten/krankheiten-nach-thema/onkologische-reha
Stehst du selbst vor der Frage, ob dir eine Reha gut tun würde? Vielleicht hilft dir der folgende Bericht:
Katrin auf Reha
Katrin ist Moderatorin in unserer virtuellen Gruppe. Sie hatte ein Melanom im Stadium I und war vor kurzem das zweite Mal auf Rehabilitation. Sie teilt ihre Erfahrung mit uns:
„So…nach ein paar Wochen des Ankommens bin ich euch noch ein Fazit schuldig, Reha Bad Oexen 2.0! Was hat es gebracht, macht es Sinn, kann man sich das sparen?? Ich bin nun seit ein paar Wochen zurück und natürlich hatte mich das ganz normale Leben wieder recht schnell an der Leine. Mann und Kinder waren froh, dass wir wieder komplett waren und ich freute mich über das Gefühl, entbehrlich gewesen zu sein, aber auch gebraucht zu werden. Warum der Rucksack?? Dieses Bild ist an einem ganz besonderen Tag entstanden, den ich nie vergessen werde... Es war Wochenende, die neuen Menschen an meiner Seite hatten die kühne Idee, eine Wanderung zu machen. 22 Km bis zum Kaiser Wilhelm und zurück! Ich war skeptisch, ob wir das alle schaffen, manche von uns frisch aus Chemo, Bestrahlung und sonstwas. Was soll ich sagen, wir haben es alle geschafft! Blasen, Krämpfe und Wahnsinns-Muskelkater inklusive. Ich kann jetzt (noch mehr) verstehen, dass Menschen pilgern und am Ende weinend am Ziel in fremden Armen liegen. Dieser Weg war ganz besonders, wir haben uns erzählt, Dinge, die wir mit noch niemandem geteilt haben. Wir haben schallend gelacht und Blödsinn gemacht. Wir haben uns die Hände gereicht, wenn sie gebraucht wurden. Wir haben in den Wald geschrien, was für eine Befreiung… Wir haben geschwiegen, jeder lief auch einmal ganz für sich allein. Unterwegs bei einer Pause sagte Anne, unsere „Fotografin“: „Stellt mal eure Rucksäcke an den Baum, ich mache ein Foto! Das sind die Rucksäcke, an denen wir grade schleppen, in denen sich unsere Sorgen, Ängste aber auch die schönen Erinnerungen befinden.“ Ich konnte es sofort fühlen dieses Bild… Als wir auf dem Kaiser ankamen, wurde es sehr still, ich glaube jeder hat ein bisschen geweint und ihr glaubt nicht, wie lecker so ein Nutellabrötchen sein kann!!! Als wir abends zurück kamen in die Klinik, waren wir fix und fertig, dreckig, klebrig aber auch soo stolz! Wir hatten es geschafft, alle! Zusammen und allein! Warum erzähle ich Euch das? Weil dieser Tag ein Sinnbild ist für die gesamte Reha…ich weiß wieder, was ich schaffen kann, was ich in der Hand habe. Ich hab unfassbar Lust auf mein Leben! Ich akzeptiere das letzte Jahr, ich nehme hin, dass mir Dinge passieren können, die mich erstmal aus der Bahn werfen, aber ich weiß jetzt auch, es wird wieder gut – anders, aber gut. Ich habe meine Wiedereingliederung geplant, am Montag gehts los, mir geht der Stift, aber das ist ok…ich bin ja nicht Catwomen, ich darf auch mal Schiss haben! Fazit: macht ne Reha, freut euch auf die Zeit mit anderen tollen Menschen und vor allem mit euch selbst!!“
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